Wasserverlust und Vogeltränken
Wir steuern mit großen Schritten auf die bisher heißesten Tage dieses Jahres mit über 40 Grad Celsius zu. Während dies inmitten der Sommerferien sicherlich einige Menschen freuen wird, so bereitet es doch auch Vielen Sorgenfalten auf die Stirn. Insbesondere auch unsere Land- und Forstwirte erwarten sehnlichst wieder Regen und Abkühlung. Wie auch in den letzten Jahren sind die niedrigen Niederschlagsmengen, die bisher im Jahr 2022 gefallen sind, katastrophal. Unser Klima ändert sich – und die Folgen werden nach und nach immer sichtbarer. Für den ein oder anderen mag diese Beobachtung vielleicht auch „nur gefühlt“ so sein. Belegbar ist dies allerdings durch Messungen der Wissenschaft. Einer Studie des Global Institute for Water Security in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt zu Folge, ist Deutschland eine der Regionen mit dem größten jährlichen Wasserverlust weltweit. So ging demnach innerhalb der letzten 20 Jahre Wasser im Umfang des Bodensees in Deutschland verloren. Einer der leitenden Köpfe der Studie, Prof. Jay Famiglietti der Uni Saskatchewan in Kanada, beziffert diesen Wasserverlust auf etwa 2,5 Gigatonnen oder ein Kubikkilometer im Jahr – unvorstellbare Mengen. Die gesammelten Daten der Studie gäben einen Hinweis darauf, dass die aktuell herrschenden Dürrebedingungen bereits vor etwa 10 Jahren begonnen haben.
Die Gründe hierfür scheinen vielfältig zu sein. Zum einen verdunstet durch steigende Temperaturen immer mehr Wasser in die Atmosphäre. Regenwasser durch Starkregenereignisse dagegen fließt meist in direktem Wege in Flüsse ab, ohne vorher ins Grundwasser gelangen zu können. Verschärft wird diese Situation zusätzlich noch durch anthropogene Faktoren wie die anhaltende Trockenlegung von Feuchtgebieten wie Mooren, die Versiegelung von Böden und nicht nachhaltige Praktiken in der Land- und Forstwirtschaft. So trocknen unsere Böden nach und nach aus und mit ihnen die Pflanzen und Wälder. Doch das fehlende Wasser ist natürlich nicht nur ein Problem für Pflanzen, sondern auch Tiere wie unserer Vögel.
Genau wie wir Menschen, haben auch die Vögel einen erhöhten Wasserbedarf bei steigenden Temperaturen. Außerdem besitzen sie keine Schweißdrüsen, die sie zur Regulation der Körpertemperatur einsetzen können, sondern müssen bei sehr hohen Temperaturen – ähnlich wie auch Hunde – hecheln. Dabei ist der Feuchtigkeitsverlust zwar etwas geringer als bei der Thermoregulation über Schweißdrüsen, die Effektivität ist aber deutlich gemindert. Normalerweise können Vögel ihren Flüssigkeitsbedarf über die Nahrung decken. Dabei spielen vor allem auch wasserhaltige Früchte wie Johannisbeeren eine große Rolle. Im Hochsommer reicht diese Flüssigkeitsquelle oft aber nicht mehr aus, sodass Vögel mindestens zwei bis dreimal am Tag Wasser trinken müssen. Dies gilt auch insbesondere für Körnerfresser.
Natürliche Wasserquellen wie Pfützen, Seen und Teiche trocknen aktuell immer weiter aus und verschwinden zum Teil komplett, sodass es für die Vögel sehr aufwändig wird an Wasser zu gelangen. Um ihnen dennoch zu helfen, lohnt es sich daher Vogeltränken bereitzustellen. Diese werden sehr gerne als Trink- oder Bademöglichkeit von vielen heimischen Piepmätzen angenommen. Bei der Installation solcher Vogeltränken sollten allerdings ein paar wenige Dinge beachtet werden, damit das Trink- und Badevergnügen für die Vögel auch sicher genießbar ist. Der Standort sollte zum Beispiel so gewählt werden, dass der Vogel die Umgebung gut einsehen kann und Feinde nicht um die Ecke lauern können. Eine Vogeltränke direkt angrenzend an einer Hecke oder einem Gebüsch ist daher nicht ideal, da sich hier Beutegreifer wie Katzen gut verstecken und anpirschen können. Weiterhin sollten Vogeltränken nicht komplett der Sonne exponiert, sondern besser an halbschattigen Plätzen aufgestellt werden. Neben der schnelleren Verdunstung haben höhere Temperaturen und eine intensivere Sonneneinstrahlung häufig auch zur Folge, dass sich Krankheitserreger besser etablieren können. So konnte nachgewiesen werden, dass bei hohen Temperaturen Erreger wie Salmonellen, das Usutu-Virus oder auch das Bakterium Suttonella ornithocola bessere Bedingungen zur Verbreitung vorfinden. Letztere sind vor allem für eine hohe Sterberate bei Singvögeln wie Amseln und Blaumeisen verantwortlich. Auch sind Parasiten wie Trichomonaden insbesondere für Grünfinken gefährlich. Um die Vögel vor diesen unsichtbaren Gefahren zu schützen, ist eine regelmäßige Reinigung unabdingbar. Bei normaler Witterung reicht es, einmal in der Woche aus, die Tränke zu säubern und das abgestandene Wasser auszutauschen. Ab einer Temperatur von etwa 25°C sollte dagegen möglichst täglich das Wasser gewechselt werden. Für die Reinigung der Tränke empfiehlt es sich diese einfach mit kochendem Wasser zu übergießen und zu füllen. Anschließend sollte noch kurz einmal mit einer festen Bürste über die Innenfläche der Vogeltränke geschrubbt werden. Vermeiden Sie auch bitte immer mit Chemikalien zu arbeiten, da diese natürlich für unsere Gartenvögel schädlich sind.
Wenn diese wenigen Dinge beachtet werden, steht dem Trink- und Badevergnügen unserer gefiederten Gäste nichts mehr im Wege und die heißen Tage können kommen.
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