Stunde der Wintervögel 2023

Ihr habt gezählt und hier sind die offiziellen Ergebnisse

Stunde der Wintervögel 2023 – Die Ergebnisse

 

Es ist wieder so weit:  Nachdem die letzten Nachmeldungen bearbeitet wurden, stehen nun die Ergebnisse der größten öffentlichen Zählaktion „Stunde der Wintervögel“ wieder fest. Im Vergleich zu den letzten Jahren ist die Zahl der Teilnehmer mit etwa 99.000 dieses Jahr allerdings deutlich geringer ausgefallen. Vermutlich ist diese geringere Beteiligung auch mit den schlechten Wetterbedingungen am Zählwochenende zu begründen, die viele Menschen davon abgehalten hat an der frischen Luft die Vogelzählung durchzuführen. Neben der niedrigeren Teilnehmerzahl, ist ebenfalls die Gesamtzahl der erfassten Vögel in diesem Jahr deutlich kleiner ausgefallen. Demnach wurden mit etwa 2,3 Millionen gemeldeten Vögeln in fast 68.000 Gärten fast die Hälfte der Tiere des letzten Jahres beobachtet. So zählten die Vogelfreund:innen im Schnitt 33,4 Vögel pro Garten. Die Gründe für die niedrigeren Beobachtungszahlen sind nicht eindeutig geklärt. Eine mögliche Ursache könnte aber sicherlich in den fast deutschlandweiten, ungewöhnlich hohen Temperaturen in den Wochen vor und den Tagen während der Stunde der Wintervögel liegen. Diese erleichterten den Wildvögeln die Nahrungssuche auch außerhalb von Ortschaften und Siedlungen. Zusätzlich galt das letzte Jahr als ein sogenanntes „Mastjahr“, in dem Bäume wie Eichen, Buchen und Fichten besonders viele Früchte getragen und damit den Tieren ein reichhaltiges Nahrungsangebot bereitgestellt haben. Dieser Umstand könnte auch erklären, warum einige typische Waldvögel wie Buchfinken (- 24% zu 2022) und Eichelhäher (- 47 % zu 2022) dieses Jahr deutlich seltener bei der Stunde der Wintervögel beobachtet und gemeldet wurden.

Im Folgenden möchten wir euch hier die ersten drei Platzierungen kurz in einem kleinen Steckbrief vorstellen:

 

Platz 1: Haussperling Passer domesticus

 

Der Haussperling oder auch kurz „Spatz“ genannt ist auch in diesem Jahr wieder die Vogelart, die am häufigsten beobachtet wurde. Insgesamt sind 427.734 Spatzen gezählt worden. Somit waren in knapp 60 % aller gemeldeten Gärten Deutschlands 6,29 Spatzen anwesend. Das sind 3% weniger als im Vorjahr. Obwohl Haussperlinge noch weit davon entfernt sind auf der Liste der gefährdeten Arten Deutschlands zu landen, zeigen ihre Bestände mancherorts besorgniserregende Einbußen. So sah man zum Beispiel, dass die Anzahl der Haussperlinge im Zentrum Münchens in den letzten Jahren stark zurückgegangen ist. Eine mögliche Ursache könnte darin liegen, dass der Kulturfolger Haussperling, der bevorzugt in Schlupflöchern und kleinen Nischen von Gebäuden brütet, durch die immer effektivere Abdichtung der Hausfassaden weniger Nistmöglichkeiten findet. Außerdem haben die sympathischen Piepmätze durch die fortschreitende Versiegelung unserer Städte und der damit einhergehenden Nahrungsknappheit mit einem weiteren Problem zu kämpfen. Wenn ihr dem Haussperling wieder auf die Beine helfen wollt, können ihr ihm zum Beispiel mit passenden  Nisthilfen auf seinem schwierigen Wohnungsmarkt helfen. Eine weitere Hilfsmöglichkeit bieten naturnah gestaltete Gärten mit unterschiedlichen Nahrungspflanzen und ausgewähltem Vogelfutter, die dem Haussperling die Nahrungssuche erleichtern.

 

Platz 2: Kohlmeise Parus major

Auf Platz 2 der am häufigsten beobachteten Wintervögel liegt mit 4,01 Individuen pro Garten und fast 90 % der Gärten die Kohlmeise. Das ist eine Abnahme von 11 % zum Vorjahr. Mit ihrem kohlrabenschwarzen Kopf, den strahlend weißen Wangen und dem leuchtend gelben Bauch ist die größte Meise Europas unverwechselbar. Die Geschlechter lassen sich an den schwarzen Längsstreifen auf dem Bauch unterscheiden, der bei den Männchen meist deutlich breiter ist als bei den Weibchen. Zudem sind männliche Tiere häufig auffälliger gelb gefärbt. Kohlmeisen ernähren sich im Sommerhalbjahr fast ausschließlich von tierischer Kost in Form von Insekten, Spinnen und deren Larven. Im Winter dagegen sind es vorwiegend Sämereien, die dann die neugierigen Meisen auch zu uns in den Garten an die Futterstelle locken.

 

Platz 3: Blaumeise Cyanistes caeruleus

Den dritten Platz belegt ebenfalls eine Meise – die Blaumeise. Dieser kleine sympathische Vogel fällt vor allem durch seinen strahlend blauen Kopf, die Flügel und Schwanz auf. Der Bauch ist ebenfalls wie bei der Kohlmeise gelb, jedoch fehlt der Blaumeise der schwarze Längsstreif. In etwa 80 % aller Gärten wurde diese Meise mit durchschnittlich 3,22 Vögeln gezählt. Das ist eine Abnahme von 4 % zum Vorjahr.

Blaumeisen können häufig bei der Nahrungssuche beobachtet werden, wenn sie geschickt hängend im Geäst nach Insekten und deren Larven suchen. Diese Fertigkeit nutzen sie auch im Winter an der Futterstelle an freihängenden Futtersilos, Knödelspendern und natürlich den  Meisenknödeln und erfreuen damit die Vogelfreunde:innen.  

Autor: Matthias Overmann

Als Ornithologe und Biologe unterstützt Matthias das Team mit seinem Fachwissen und versorgt uns mit den wissenschaftlichen Neuigkeiten rund um die Themen Vogelfütterung und Ornithologie. Ihn treibt insbesondere das dramatische Artensterben an, weshalb er sich schon seit Jahren im Naturschutz engagiert.

„Die Vogelfütterung ist eine der einfachsten Arten, Vögeln etwas Gutes zu tun“

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