Stunde der Gartenvögel 2024

Es ist schon wieder so weit. Es geht um die Stunde der Gartenvögel 2024

Stunde der Gartenvögel

 

Ergänzend zur „Stunde der Wintervögel“, die im Januar stattfindet, wird vom NABU und seinem bayrischen Partnerverband LBV jedes Jahr am 2. Maiwochenende zur „Stunde der Gartenvögel“ aufgerufen. Auch hierbei geht es nicht um die vollständige Erfassung der heimischen Brutvogelpopulation, sondern vornehmlich darum ein möglichst genaues Bild vom Zustand unserer Vogelwelt im urbanen und dörflichen Lebensraum zu erhalten und damit gleichzeitig mögliche schleichende Veränderungen der heimischen Vogelpopulation frühzeitig zu registrieren.

 

Aber wozu der ganze Aufwand, wenn doch bereits zur „Stunde der Wintervögel“ im Januar die Vögel gezählt wurden?

 

Im Laufe des Jahres verändert sich die Zusammensetzung unserer heimischen Vogelwelt grundlegend. Dieses Phänomen liegt in der Brutzeit und dem Wanderverhalten der Vögel begründet. Während im Januar zur „Stunde der Wintervögel“ der Winterbestand der Vögel in unseren Gärten und Parks gezählt wird, zeigt die Frühjahrszählung im Mai ein aktuelles Bild der heimischen Brutvögel. Ein bedeutender Anteil der Vögel, die wir bei uns im Winter beobachten können, sind Tiere aus dem Norden und Osten Europas, die aufgrund der deutlich härteren Winter in ihren Brutgebieten, bei uns bessere Nahrungsbedingungen vorfinden. Einige der bei uns heimischen Brutvögel ziehen als Zugvögel dagegen in den Süden zur Überwinterung und können demnach nicht bei uns im Winter beobachtet werden. Man könnte daher die „Stunde der Wintervögel“ auch „Stunde der Daheimgebliebene und Wintergäste“ nennen. Weiterhin können durch die Winterzählung auch mögliche Änderungen des Zugverhaltens einiger Arten dokumentiert werden, denn die Zunahme milderer Winter begünstigt, dass einige Zugvögel immer kürzere Reisen antreten, früher aus den Überwinterungsgebieten zurückkommen oder gar komplett auf den Wegzug verzichten. Die „Stunde der Gartenvögel“ im Mai, ist daher eine zusätzliche wichtige Aktion, um die zur Brutzeit durch Nester und Brutreviere bei uns gebundenen Vögel in ihrem Brutbestand zu erfassen.

 

Die Mitmach-Regeln der „Stunde der Gartenvögel“ sind die gleichen wie die der „Stunde der Wintervögel“. Es soll innerhalb einer Stunde die höchste Anzahl pro Vogelart gezählt werden, die man gleichzeitig sieht. Dabei dürfen zusätzlich sowohl vorbeifliegende Vögel als auch solche, die anhand des Gesangs identifiziert werden können, miterfasst werden. Mittels eines Meldebogens, der eigens für diese Aktion vom NABU auch online bereitgestellt wird, können Daten wie die Zahl der beobachteten Vögel, der Beobachtungsort, der Beginn der Zählstunde sowie die Angabe darüber ob an einer Vogelfütterung oder nicht gezählt wurde, eingetragen werden.

 

Die „Stunde der Gartenvögel“ zählt zusammen mit ihrer Schwesteraktion „Stunde der Wintervögel“ als größte wissenschaftliche Mitmachaktion in Deutschland. Durch die Mithilfe unzähliger Vogelfreund*innen konnten so über die letzten 18 Jahre des Projektes bereits wichtige Daten zum Zustand unserer heimischen Piepmätze gesammelt werden. So zeigte sich beispielsweise, dass einige wenige Vogelarten wie der Buntspecht, die Ringeltaube und der Feldsperling über die Jahre hinweg häufiger gezählt wurden. Typische Vögel des Waldes wie der Buntspecht und die Ringeltaube finden vermutlich vermehrt geeignete Lebensräume auch in Siedlungs- und Stadtnähe, da hier der Baumbestand immer älter wird und somit Waldähnliche Strukturen bietet. So könnten beispielweise die positiven Trends dieser beiden Arten interpretiert werden. Spezialisierte Luftjäger, die absolut angewiesen sind auf Fluginsekten wie der Mauersegler (-3,0 % Pro Jahr) und die Mehlschwalbe (-3,6 % pro Jahr) hingegen nahmen über die Jahre der Beobachtungen ab. Vermutlich liegen die Gründe dafür in dem insgesamt geringeren Nahrungsangebot und den weniger gewordenen Brutmöglichkeiten heutzutage. Weitere Verlierer in den Trends sind unter anderem die Amsel (-2,26 % pro Jahr), der Zaunkönig (-3,5 % pro Jahr) und der Hausrotschwanz (-4,8 % pro Jahr). Vergleichsweise stabile Zahlen konnten über die letzten 18 Jahre von Kohlmeise, Star, Rabenkrähe und dem Rotkehlchen verzeichnet werden. Es bleibt daher spannend ob und wenn ja, wie sich diese Trends in den nächsten Jahren weiter entwickeln werden.

 

Autor: Matthias Overmann

Als Ornithologe und Biologe unterstützt Matthias das Team mit seinem Fachwissen und versorgt uns mit den wissenschaftlichen Neuigkeiten rund um die Themen Vogelfütterung und Ornithologie. Ihn treibt insbesondere das dramatische Artensterben an, weshalb er sich schon seit Jahren im Naturschutz engagiert.

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