Die Zugvögel sind zurück

alle Jahre wieder, die Zugvögel sind zurück ....

Die Zugvögel sind zurück!

 

Die Temperaturen sind Ende April inzwischen schon so hoch, dass die Vegetation weit fortgeschritten ist in ihrem Wachstum und überall sprießt das satte Grün. Die ersten Wespenköniginnen sind aus dem Winterschlaf erwacht und gründen neue Nester. Auch die meisten heimischen Singvogelarten haben mit der Brut begonnen und die letzten Zugvögel treffen bei uns in ihren Brutgebieten ein. Dabei handelt es sich um die sogenannten Langstreckenzieher wie Kuckuck und Baumfalke, die im Süden Afrikas überwintern und weitere Strecken zurücklegen müssen als Kurzstreckenzieher wie die Kraniche oder Stare, die im Mittelmeerraum überwintern.

Es ist jedes Jahr aufs Neue wieder spannend zu sehen, wann die einzelnen Arten letztlich bei uns in ihrem Brutgebiet wieder eintreffen, denn die Rückkehr ist wahrlich nicht jedes Jahr gleich terminiert. So kann es durchaus vorkommen, dass durch Schlechtwetter-Phasen der Zug pausiert werden muss und die Tiere später in ihren Brutgebieten ankommen als üblich. Ich freue mich immer wieder neu, wenn ich im Frühjahr die erste Bachstelze über den Acker stolzieren sehe, der erste Hausrotschwanz sein Lied vom Dachfirst singt und die Mauersegler wieder plötzlich über Nacht zurück sind und mit waghalsigen Manövern durch die Häuserschluchten jagen. Erfahrene Ornithologen wissen recht gut, wann mit den einzelnen Arten im Frühjahr wieder zu rechnen ist. Damit auch ihr wisst, wer denn da im Herbst bei uns still und heimlich verschwindet und im Frühling plötzlich wieder mit feierlichem Gesang heimkehrt, möchten wir euch hiermit kurz die häufigsten heimischen Zugvögel vorstellen, die man auch gut im Garten und Städten beobachten kann.

 

 

Die Bachstelze (Motacilla alba)

Die Bachstelze ist eine Teilzieherin, die im Mittelmeerraum und Nordafrika überwintert. Meist ist sie dann schon ab Ende März wieder bei uns zu beobachten. Die schlanken schwarz-weiß gefärbten Vögel mögen insbesondere die Nähe zum Wasser, da sie hier viele Insekten als Nahrung finden. Diese jagt sie entweder geschickt im Flug oder typischerweise schnell trippelnd am Boden unter typischem Schwanzwippen. Bachstelzen sind sogenannte Halbhöhlenbrüter, die ihre Nester gerne in Mauernischen, auf Dachbalken oder sogar in Nistkästen (Nistkasten für Rotkehlchen) errichten.

 

Der Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros)

Hausrotschwänze sind Mittel- und Langstreckenzieher, die in Nordafrika und dem Nahen Osten überwintern. Sie kommen im März wieder zurück zu uns in ihre Brutgebiete, vereinzelt bleiben inzwischen auch manche Vögel im Winter bei uns. Während die Weibchen unscheinbar braun gefärbt sind, besitzen ausgewachsene Männchen ein prächtiges, aschgraues bis schwarzes Gefieder und den namensgebenden rostroten Schwanz. Auffällig beim Hausrotschwanz wie auch bei vielen seiner Verwandten wie Rotkehlchen und Schwarzkehlchen ist ein ständiges Knicksen mit den Beinen. Hausrotschwänze singen mit besonderer Vorliebe von exponierten Standorten aus wie Hausdächern. Ihr Gesang klingt heiser mit pfeifenden und klappernden Geräuschen. Als Halbhöhlenbrüter wird das Nest in Nischen und Felsspalten, gerne auch in Gebäuden und speziellen Nistkästen (Nistkasten für Rotkehlchen) errichtet.

 

Die Mehlschwalbe (Delichon urbicum)

Die Mehlschwalbe ist eine Langstreckenzieherin, die ihre Überwinterungsgebiete in Afrika südlich der Sahara hat. Sie kehrt etwas später (ca. 10 Tage) als die Rauchschwalbe meist Ende April in ihre Brutgebiete zu uns zurück. Ihr Nest baut die Mehlschwalbe ausschließlich außerhalb von Gebäuden an Fassaden unterhalb von Dachvorsprüngen. Es besteht aus Lehm und hat die Form eines Napfes mit kleinem Einflugloch. Die geselligen Tiere brüten dabei bevorzugt in Kolonien mit engem Kontakt zum Nachbarn. Die Bestände der früher sehr häufigen Schwalbe nehmen seit einigen Jahren dramatisch ab. Gründe dafür sind unter anderem das Insektensterben und immer weniger Akzeptanz für die Tiere in der Gesellschaft. Helfen kann man den sympathischen Frühlingsboten mit Kunstnestern, die gerne genutzt werden.

 

Die Rauchschwalbe (Hirundo rustica)

Genau wie die Mehlschwalbe auch, wandert die Rauchschwalbe als Langstreckenzieherin im Herbst in ihre afrikanischen Überwinterungsgebiete südlich der Sahara. Im Gegensatz zur Mehlschwalbe hält sich die Rauchschwalbe allerdings länger im Sommer bei uns auf, denn sie kommt früher und zieht im Herbst erst später los nach Afrika. Die halboffenen Nester der Rauchschwalben werden gerne innerhalb von Gebäuden wie Pferde- oder Kuhställen errichtet, die einen freien Ein- und Ausflug bieten. Sie ist weniger an Städte und Ortschaften gebunden wie die Mehlschwalbe, bevorzugt dagegen mehr ländliche Gegenden mit einem ausreichenden Angebot an Kuh- und Pferdewiesen. Diese locken die Rauchschwalben magisch an, da hier der Tisch reich für sie an Insekten gedeckt ist. Wie auch die Mehlschwalbe, nehmen Rauchschwalben gerne Kunstnester an. Diese sollten allerdings nicht wie bei der Mehlschwalbe eng an eng installiert werden, denn Rauchschwalben legen ein bisschen mehr Wert auf Intimsphäre.

 

Der Mauersegler (Apus apus)

Mauersegler werden oft als Schwalben bezeichnet oder mit diesen verwechselt. Dies hängt sicherlich damit zusammen, dass sie eine ähnliche ökologische Nische besetzen wie diese und auch bei ihren Jagdflügen auf Luftplankton angewiesen sind. In Wirklichkeit sind Mauersegler aber viel näher verwandt mit Kolibris als mit Schwalben. Mauersegler sind in ihrem gesamten Erscheinungsbild wie geschaffen für das Leben in der Luft. Daher verlassen sie den Luftraum auch nur zur Brut und zur Jungenaufzucht. Es überrascht deswegen auch nicht, dass Mauersegler absolute Langstreckenzieher sind, die südlich der Sahara überwintern. Man kann sie ab Ende April bei uns in Deutschland beobachten. Sie brüten in kleinsten Nischen unter Dachvorsprüngen als Höhlenbrüter, nehmen jedoch auch regelmäßig Nisthilfen an.

 

Der Zilpzalp (Phylloscopus collybita)

Der Zilpzalp ist einer der Vögel, der seinen Namen von seinem Gesang erhält. Bekannte andere Vogelarten sind beispielsweise der Uhu und der Kuckuck. Der Gesang des Zilpzalps klingt monoton abwechselnd wie „Zilp-Zalp-Zilp-Zalp-Zilp-Zalp“. Er überwintert als Kurzstreckenzieher insbesondere im Mittlermeerraum und kehrt im Frühjahr im März zu uns nach Deutschland zurück. Der Zilpzalp ist ein unscheinbarer kleiner Singvogel, der typischerweise hektisch von Ast zu Ast fliegt und nach Insekten und deren Larven sucht. Am einfachsten kann man ihn daher durch seinen typischen Gesang nachweisen. Sein kugeliges Nest mit seitlichem Eingang baut der Zilpzalp in niedriger Höhe in dichten Hecken und Büschen. Er besitzt eine Schwesterart, den Fitis, der ihm zum Verwechseln ähnlich sieht (Der KOSMOS Vogelführer). Die beiden Arten sind allerdings eindeutig im Gesang voneinander zu unterscheiden.

 

Die Singdrossel (Turdus philomelos)

Die Sindrossel ist eine Kurzstreckenzieherin, die hauptsächlich in Nordafrika und Südeuropa überwintert und ab März bei uns zu beobachten ist. Manche Vögel überwintern allerdings auch bei unseren Nachbarn in den Niederlanden und Frankreich. Teilweise gibt es sogar Individuen, die als Standvögel den Winter bei uns verbringen. Singdrosseln sind kleine Drosseln, die an ihrer weißen Brust und Bauch mit den typischen braunen Tropfenflecken und dem hellen Augenstreif zu erkennen sind. Sie fressen besonders gerne Würmer und Schnecken, die sie geschickt aus ihren Gehäusen knacken. Wie ihr Name schon verrät, sind Singdrosseln bekannt für ihren besonders wohlklingenden Gesang, der äußerst variantenreich ist. 

Autor: Matthias Overmann

Als Ornithologe und Biologe unterstützt Matthias das Team mit seinem Fachwissen und versorgt uns mit den wissenschaftlichen Neuigkeiten rund um die Themen Vogelfütterung und Ornithologie. Ihn treibt insbesondere das dramatische Artensterben an, weshalb er sich schon seit Jahren im Naturschutz engagiert.

„Die Vogelfütterung ist eine der einfachsten Arten, Vögeln etwas Gutes zu tun“

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