Das Ergebnis: Die Stunde der Gartenvögel

Endlich ist es so weit, das Ergebnis der Zählung der Gartenvögel ist Amtlich!

Stunde der Gartenvögel

 

Ergänzend zur „Stunde der Wintervögel“, die im Januar stattfindet, wird vom NABU und seinem bayrischen Partnerverband LBV jedes Jahr am 2. Maiwochenende zur „Stunde der Gartenvögel“ aufgerufen. Auch hierbei geht es nicht um die vollständige Erfassung der heimischen Brutvogelpopulation, sondern vornehmlich darum ein möglichst genaues Bild vom Zustand unserer Vogelwelt im urbanen und dörflichen Lebensraum zu erhalten und damit gleichzeitig mögliche schleichende Veränderungen der heimischen Vogelpopulation frühzeitig zu registrieren.

 

Aber wozu der ganze Aufwand, wenn doch bereits zur „Stunde der Wintervögel“ im Januar die Vögel gezählt wurden?

 

Im Laufe des Jahres verändert sich die Zusammensetzung unserer heimischen Vogelwelt grundlegend. Dieses Phänomen liegt in der Brutzeit und dem Wanderverhalten der Vögel begründet. Während im Januar zur „Stunde der Wintervögel“ der Winterbestand der Vögel in unseren Gärten und Parks gezählt wird, zeigt die Frühjahrszählung im Mai ein aktuelles Bild der heimischen Brutvögel. Ein bedeutender Anteil der Vögel, die wir bei uns im Winter beobachten können, sind Tiere aus dem Norden und Osten Europas, die aufgrund der deutlich härteren Winter in ihren Brutgebieten, bei uns bessere Nahrungsbedingungen vorfinden. Einige der bei uns heimischen Brutvögel ziehen als Zugvögel dagegen in den Süden zur Überwinterung und können demnach nicht bei uns im Winter beobachtet werden. Man könnte daher die „Stunde der Wintervögel“ auch „Stunde der Daheimgebliebene und Wintergäste“ nennen. Weiterhin können durch die Winterzählung auch mögliche Änderungen des Zugverhaltens einiger Arten dokumentiert werden, denn die Zunahme milderer Winter begünstigt, dass einige Zugvögel immer kürzere Reisen antreten, früher aus den Überwinterungsgebieten zurückkommen oder gar komplett auf den Wegzug verzichten. Die „Stunde der Gartenvögel“ im Mai, ist daher eine zusätzliche wichtige Aktion, um die zur Brutzeit durch Nester und Brutreviere bei uns gebundenen Vögel in ihrem Brutbestand zu erfassen.

 

Die Mitmach-Regeln der „Stunde der Gartenvögel“ sind die gleichen wie die der „Stunde der Wintervögel“. Es soll innerhalb einer Stunde die höchste Anzahl pro Vogelart gezählt werden, die man gleichzeitig sieht. Dabei dürfen zusätzlich sowohl vorbeifliegende Vögel als auch solche, die anhand des Gesangs identifiziert werden können, miterfasst werden. Mittels eines Meldebogens, der eigens für diese Aktion vom NABU auch online bereitgestellt wird, können Daten wie die Zahl der beobachteten Vögel, der Beobachtungsort, der Beginn der Zählstunde sowie die Angabe darüber ob an einer Vogelfütterung oder nicht gezählt wurde, eingetragen werden.

 

Die „Stunde der Gartenvögel“ zählt zusammen mit ihrer Schwesteraktion „Stunde der Wintervögel“ als größte wissenschaftliche Mitmachaktion in Deutschland. Durch die Mithilfe unzähliger Vogelfreund*innen konnten über die ersten 15 Jahre des Projektes bereits wichtige Daten zum Zustand unserer heimischen Piepmätze gesammelt werden. So zeigte sich beispielsweise, dass die Gesamtzahl der Gartenvögel in einem durchschnittlichen Garten etwa bei 35 Individuen liegt. Diese wiederum lassen sich in 12 verschiedene Arten unterteilen. Auch konnten Bestandstrends beobachtet werden. Demnach gilt der Feldsperling in den letzten Jahren als ein Gewinner, während unsere rasanten Luftakrobaten wie Mauersegler und Schwalben zum Teil leider deutlich in ihren Beständen zurückgegangen sind.

 

Stunde der Gartenvögel 2023 – die Ergebnisse

 

An der diesjährigen, 19. Auflage des Langzeitprojektes „Stunde der Gartenvögel“ haben sich dem NABU zu Folge fast 59.000 Menschen beteiligt, die aus über 40.000 Gärten und Parks insgesamt etwa 1,3 Millionen Vögel gemeldet haben. Diese Zahlen sind jeweils etwas geringer als im Vorjahr (67.000 Teilnehmer:innen, 44.000 Gärten, 1,5 Mio. Beobachtungen). Sicherlich sind diese niedrigeren Zahlen auf das doch recht durchwachsene Wetter am Wochenende des Beobachtungszeitraums zurückzuführen, an dem schlichtweg einige Leute weniger motiviert waren, aus dem Haus zu gehen und Singvögel zu zählen.

 

Dennoch wurden auch in diesem Jahr wieder ein paar interessante und zugleich beunruhigende Beobachtungen gemacht: So wurden beispielsweise deutlich weniger Mauersegler Apus apus (-37 %) und Mehlschwalben Delichon urbicum (-26 %) als noch im Vorjahr gezählt. Dieser starke Rückgang bestätigt einen schleichenden Trend, der bereits seit einigen Jahren von Ornithologen mit Sorge beobachtet wird. Mauersegler und Mehlschwalben zählen beide zu jenen Vogelarten, die noch in deutlich größerem Ausmaß vom Insektensterben betroffen sind, als so manch andere. Das liegt daran, dass sich die wendigen Flugakrobaten ausschließlich von Luftplankton, also fliegenden Insekten ernähren. Die Zahl der Fluginsekten ist in den letzten Jahrzehnten aber bekanntermaßen dramatisch zurückgegangen und stellt somit ein sehr ernstes Problem für die beiden Vogelarten dar.

 

Ein weiteres Problem der Mauersegler und Mehlschwalben liegt in ihren Ansprüchen an den Nistplatz. Beide zählen zu der Gruppe der sogenannten Gebäudebrüter, welche durch unsere immer effektivere Bau- und Dämmweise immer weniger Rückzugsmöglichkeiten finden. Mitunter werden sogar verbotenerweise Schwalbennester an Häusern entfernt und zerstört, da sich manche Hausbesitzer an den Hinterlassenschaften der Tiere stören, anstatt sich an den Tieren zu erfreuen.

 

Es gab jedoch auch erfreuliche Nachrichten: So steigen seit einigen Jahren die Zahlen der Ringeltauben Columba palumbus und der Türkentauben Streptopelia decaocto stetig. Dieser positive Trend ist vor allem auch bei der wärmeliebenden Türkentaube zu verzeichnen, die durch die immer milderen Winter offensichtlich besser in Deutschland zurechtkommt.

 

Weiterhin sind beispielsweise die Zahlen vieler Meisen- und Finkenarten in diesem Jahr positiver als im Vergleich zu 2022. Vermutlich war das Nahrungsangebot durch das Mastjahr 2022, in dem Eichen und Buchen besonders viele Früchte trugen, so gut, dass viele Piepmätze den Winter gut überstanden haben.

 

Im Folgenden listen wir euch die TOP TEN der am häufigsten beobachteten Gartenvögel auf. In den TOP 5 gibt es wenig Bewegung, während in der zweiten Hälfte einige Arten die Rangplätze getauscht haben:

 

Platz 1:     Haussperling Passer domesticus

Platz 2:     Amsel Turdus merula

Platz 3:     Kohlmeise Parus major

Platz 4:     Star Sturnus vulgaris

Platz 5:     Blaumeise Cyanistes caeruleus

Platz 6:     Feldsperling Passer montanus

Platz 7:     Elster Pica pica

Platz 8:     Ringeltaube Columba palumbus

Platz 9:     Mauersegler Apus apus

Platz 10:   Mehlschwalbe Delichon urbicum

Autor: Matthias Overmann

Als Ornithologe und Biologe unterstützt Matthias das Team mit seinem Fachwissen und versorgt uns mit den wissenschaftlichen Neuigkeiten rund um die Themen Vogelfütterung und Ornithologie. Ihn treibt insbesondere das dramatische Artensterben an, weshalb er sich schon seit Jahren im Naturschutz engagiert.

„Die Vogelfütterung ist eine der einfachsten Arten, Vögeln etwas Gutes zu tun“

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